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Einfluss der Wasserqualität: Neue Studie zeigt, wo Renaturierung an Grenzen stößt

Das internationale Forschungsteam der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, der Goethe-Universität sowie weiterer Institutionen verdeutlicht in seiner Studie: Die ökologische Erholung renaturierter Bäche hängt stark von der Wasserqualität und der Belastung aus dem Einzugsgebiet ab. Die Ergebnisse beleuchten, warum selbst aufwendig renaturierte Gewässerabschnitte unter Umständen keine vielfältigen Makrozoobenthos-Gemeinschaften entwickeln wie es der gute ökologischen Zustand vorsieht.

Was untersucht wurde

Für die Studie analysierte das Team 24 renaturierte Fließgewässer in Deutschland und Tschechien. Bei einigen davon lagen die Maßnahmen zur Renaturierung bereits mehr als 30 Jahre zurück. Die Forscherinnen und Forscher betrachteten dafür:

  • Makrozoobenthos-Gemeinschaften in renaturierten und oberhalb gelegenen Referenzabschnitten
  • Wasserchemie (Nährstoffe, Leitfähigkeit, Chlorid, Sauerstoff, pH)
  • Landnutzung im Einzugsgebiet
  • Hydromorphologische Qualität der Gewässerabschnitte
  • Entfernung zwischen renaturierten und Referenzstrecken
  • Zeit seit der Maßnahmenumsetzung

Die Studie folgte einem „paired design“ – jeder renaturierte Abschnitt wurde direkt mit einem flussaufwärts gelegenen Abschnitt verglichen. Insgesamt flossen über 80 Proben aus den Untersuchungsgebieten in die Analyse ein.

Was die Studie zeigt

  • Wasserqualität ist der entscheidende Faktor: Nährstoffe, Chlorid und hohe Leitfähigkeit erklären die Veränderungen der Makrozoobenthos-Gemeinschaften deutlich besser als die hydromorphologische Struktur.
  • Renaturierung wirkt – aber nur begrenzt: Lokale Strukturverbesserungen erhöhen die Diversität leicht, werden aber überlagert.
  • Hydromorphologie der Oberlieger spielt kaum eine Rolle: Morphologie der Referenzabschnitte hat kaum Auswirkung  – vermutlich, weil viele Referenzstrecken selbst stark beeinträchtigt waren.
  • Zeit heilt nicht: Selbst nach Jahrzehnten war kein genereller Trend erkennbar.

Relevanz für Hessens Wasserzukunft

Die Ergebnisse bestätigen: Renaturierungsmaßnahmen allein reichen nicht aus, um den ökologischen Zustand unserer Gewässer dauerhaft zu verbessern. Insbesondere in landwirtschaftlich geprägten Einzugsgebieten oder dort, wo kommunale Einleitungen die Wasserqualität prägen, bleibt der Erfolg lokaler Maßnahmen begrenzt.

Konkret bedeutet das:

  • Renaturierungserfolg hängt von Wasserqualität ab. Die Wasserqualität lässt sich durch die Reduktion von Nährstoff- und Schadstoffeinträgen sowie Infrastrukturmaßnahmen wie eine weitergehende Abwasserbehandlung verbessern.
  • Ganzheitliche Einzugsgebietskonzepte gewinnen an Bedeutung. Strukturelle Maßnahmen müssen eng mit landwirtschaftlichen, kommunalen und wasserwirtschaftlichen Akteuren abgestimmt werden.
  • Monitoringdaten sind essenziell. Sie ermöglichen, Stressoren zu identifizieren und Maßnahmen zu priorisieren – ein zentrales Anliegen des KWH.

Apl. Prof. Dr. Andrea Sundermann von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und Leiterin der AG Gewässerökologie im Kompetenzzentrum Wasser Hessen sagt „Unsere Ergebnisse zeigen sehr klar: Ohne gute Wasserqualität bleibt selbst die beste Renaturierung hinter ihren Möglichkeiten zurück. Für einen nachhaltigen Gewässerschutz müssen wir lokale Maßnahmen und Einzugsgebietsmanagement zusammendenken.“

Weiterführende Informationen

Die vollständige Studie „Influence of hydro-morphological quality and pollution pressure on macroinvertebrate assemblages in restored streams“ steht online zur Verfügung.

Beteiligte Institutionen: