Du betrachtest gerade Nach der Flut ist vor der Flut

Nach der Flut ist vor der Flut

Praxisleitfaden mit Strategien und Beispielen für Kommunen

Die Flutkatastrophe im Juli 2021 hat eindrücklich gezeigt, wie verletzlich unsere Städte und Gemeinden gegenüber extremen Wetterereignissen sind. Doch sie war auch ein Wendepunkt: Der neue Praxisleitfaden Nach der Flutkatastrophe: Chance für Veränderung des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) zeigt auf 60 Seiten, wie Kommunen nicht nur Schäden beseitigen, sondern ihre Widerstandskraft gegenüber zukünftigen Extremwetterlagen systematisch stärken können.

Der Leitfaden ist ein zentrales Ergebnis des Verbundprojektes KAHR (Klima-Anpassung, Hochwasser und Resilienz), der in enger Zusammenarbeit von Wissenschaft, kommunaler Praxis und Zivilgesellschaft entstanden ist. In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt haben 13 Partner die betroffenen Regionen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen über drei Jahre intensiv begleitet und beraten.

Wie Städte und Gemeinden klimagerecht bauen können

Der Leitfaden macht deutlich: Ein nachhaltiger Wiederaufbau beginnt mit dem Verständnis von Risiko und der Bereitschaft zur Veränderung. Konzepte wie „Building Back Better“ (BBB) fordern, Wiederaufbau nicht als bloße Rückkehr zum Status quo zu begreifen – sondern als Chance, Städte klimaresilient, sozial gerecht und vorausschauend zu gestalten.

Anhand konkreter Praxisbeispiele aus Kommunen wie Ahrweiler, Eschweiler oder Stolberg zeigt die Veröffentlichung, welche Lösungen funktionieren: von der sicheren Standortverlagerung von Schulen bis zur multifunktionalen Nutzung von Flächen für Hochwasserschutz und Naherholung.

Drei zentrale Handlungsfelder im Fokus

Die strukturierte Gliederung macht den Leitfaden zu einem gut nutzbaren Werkzeug für kommunale Fachleute. Die drei zentralen Themen sind dabei:

  • Wiederaufbau: Strategien für bauliche und planerische Maßnahmen, etwa bei kritischer Infrastruktur, im Denkmalschutz oder in der Siedlungsentwicklung.
  • Risikobewertung und -verringerung: Einsatz moderner Modellierungen, Starkregenkarten, Hochwasserschutzsysteme und Frühwarninstrumente.
  • Soziale Resilienz: Maßnahmen zur psychosozialen Unterstützung, Bürgerbeteiligung und Stärkung lokaler Netzwerke.

Impulse für eine neue Hochwasserkultur

Neben technischen Lösungen betont der Leitfaden die Bedeutung sozialer und kultureller Aspekte. Erinnerungskultur, Bildungsangebote und Kommunikationsstrategien werden ebenso behandelt wie Empfehlungen zum Umgang mit traumatischen Erfahrungen nach der Flut. Ziel ist eine umfassende Vorsorgekultur in Kommunen – von Verwaltung über Stadtplanung bis zur Zivilgesellschaft.

Ein Werkzeug für viele – kostenfrei verfügbar

Der Praxisleitfaden des Difu steht online zur Verfügung. Er richtet sich nicht nur an betroffene Gemeinden, sondern auch an Kommunen, die präventiv eine klimaresiliente Entwicklung vorantreiben wollen. Ob Stadtplanungsamt, kommunale Klimaanpassungsstelle oder Katastrophenschutz: Der Leitfaden liefert konkrete, wissenschaftlich fundierte und handlungsorientierte Antworten auf die Frage, wie aus der Katastrophe eine Chance wird. Weitere Informationen zum Herausgeber Difu und zum Forschungsverbund KAHR finden sich ebenfalls online.