Anpassung an den Klimawandel in Hessen – Erhöhung der Wasserretention des Bodens durch regenerative Ackerbaustrategien
| Laufzeit: 2020 – 2028 |
Förderung:
Land Hessen im Rahmen des Integrierten Klimaschutzplans Hessen 2025
Kurzbeschreibung:
Das Projekt AKHWA untersucht, wie sich durch bodenschonende Bewirtschaftung die Resilienz der Böden gegenüber den Folgen des Klimawandels erhöhen lässt. Ziel ist es, die Wasserspeicherfähigkeit zu verbessern, Extremwetterfolgen abzumildern und eine langfristige, nachhaltige Ertragsfähigkeit zu sichern. Nach einer ersten vierjährigen Projektphase (2020–2024) wird AKHWA bis 2028 durch das Land Hessen gefördert.
Im Mittelpunkt steht die Frage, inwiefern der sogenannten regenerativen Landwirtschaft Wasserflüsse und Stickstofffrachten in hessischen Flusseinzugsgebieten– ein Ansatz mit reduzierter Bodenbearbeitung, dauerhafter Bodenbedeckung und gezieltem Humusaufbau – dazu beitragen kann, Böden klimaresilient und wasserspeicherfähig zu machen, ohne dabei zusätzliche Treibhausgasemissionen zu verursachen.
Hintergrund und Ausgangslage:
Die Landwirtschaft steht in Deutschland zunehmend unter Druck: Hitzeperioden, Dürre, Starkregen und sinkende Grundwasserstände stellen die landwirtschaftliche Produktion vor große Herausforderungen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an den Gewässer- und Klimaschutz.
Böden spielen in dieser Entwicklung eine zentrale Rolle. Sie sind Speicher für Wasser und Nährstoffe, beeinflussen das Mikroklima und sind entscheidend für die Produktivität und Resilienz von Agrarsystemen. Eine zukunftsorientierte Bewirtschaftung muss daher den Boden als Schlüsselressource in den Fokus rücken.
Hier setzt das Projekt AKHWA an. Ziel ist es aufzuzeigen, wie eine landwirtschaftliche Nutzung gelingen kann, die sowohl produktiv als auch ressourcenschonend ist – im Einklang mit den Herausforderungen des Klimawandels und den Anforderungen an den Gewässerschutz.
Ergebnisse aus der Projektphase 2020–2024:
In der ersten Projektlaufzeit konnten bereits vielversprechende Ergebnisse erzielt werden:
- Der Kohlenstoffgehalt in den oberen Bodenschichten (bis 100 cm) konnte durch reduzierte Bodenbearbeitung und Kompostgaben um bis zu 27 % erhöht werden.
- Unter Mulchabdeckung war der Boden in 15 cm Tiefe an den heißesten Tagen des Jahres um bis zu 4 °C kühler – ein deutlicher Beitrag zur Temperaturdämpfung im Boden.
- Die erhöhte Bodenporigkeit verbessert die Wasseraufnahme bei Starkregen
- Trotz des gesteigerten Humusaufbaus konnten keine zusätzlichen Treibhausgasemissionen nachgewiesen werden.
Diese Befunde zeigen, dass regenerative Ackerbaumaßnahmen einen messbaren Beitrag zur Stabilisierung des Wasserhaushalts und zur Anpassung an den Klimawandel leisten können.
Arbeitsschwerpunkte 2024–2028:
In der vierjährigen Verlängerung sollen die bisherigen Erkenntnisse vertieft und auf Landschaftsebene erweitert werden. Dazu verfolgt AKHWA folgende zentrale Arbeitsschwerpunkte:
Langfristige Datenanalyse:
Die Langzeitbeobachtung ermöglicht eine belastbare Bewertung von Treibhausgasemissionen, Nährstoffrückhalt und Wasserspeicherung über komplette Fruchtfolgen und variable Wetterbedingungen.
Modellierung auf Landschaftsebene:
Mit Hilfe dynamischer Boden-Pflanzen-Modelle werden die Effekte regenerativer Ackerbaumaßnahmen auf Wasserflüsse und Stickstofffrachten in hessischen Flusseinzugsgebieten unter verschiedenen Klimaszenarien simuliert.
Ökonomische Bewertung:
Erhebung von Kosten- und Leistungsdaten der beteiligten landwirtschaftlichen Betriebe sowie deren Gegenüberstellung mit ökologischen Effekten (z. B. verbesserte Wasserspeicherung oder reduzierte Stoffeinträge).
Beratung und Akzeptanz:
Befragungen unter Landwirtinnen und Landwirten untersuchen Hemmnisse und Förderbedarfe zur Umsetzung regenerativer Praktiken. Ziel ist es, praxistaugliche Maßnahmenempfehlungen für Beratung, Planung und Förderpolitik zu entwickeln.
Bedeutung für Klimaanpassung und Wasserwirtschaft:
AKHWA zeigt auf, wie gezielte Maßnahmen im Bodenmanagement die Wasserrückhaltefähigkeit landwirtschaftlicher Flächen verbessern können – ein zentraler Hebel für die Anpassung an zunehmende Dürre- und Starkregenereignisse. Die Ergebnisse belegen, dass regenerative Ackerbaustrategien einen aktiven Beitrag zum Schutz des Landschaftswasserhaushalts leisten und somit nicht nur die Ertragssicherheit, sondern auch die Grundwasserneubildung und die Wasserqualität fördern. Damit liefert AKHWA wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung einer klima- und wasserbewussten Landwirtschaft in Hessen. Die Ergebnisse fließen auch in die agrarische Beratung sowie in wasserwirtschaftlich relevante Förder- und Planungsinstrumente ein.
Projektleitung:
Universität Kassel – Fachgebiet Ökologischer Pflanzenschutz
Prof. Dr. Maria Finckh
Projektpartner:
- Universität Kassel, Fachgebiet Ökologischer Pflanzenschutz
- Universität Kassel, Fachgebiet Bodenkunde
- Universität Kassel, Fachgebiet Betriebswirtschaft
- Justus-Liebig-Universität Gießen, Professur für ökologischen Landbau
- Hochschule Geisenheim, Professur für Klimafolgenforschung an Sonderkulturen
- Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH)
AKHWA ist Teil des Integrierten Klimaschutzplans Hessen Es wurde aufbauend auf einem vom hessischen Umweltministerium beauftragten Grundsatzgutachten konzipiert und 2020 gestartet. Es wird gefördert vom Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat.
Weitere Informationen:
Verbundprojekt AKHWA – Anpassung an den Klimawandel in Hessen – Erhöhung der Wasserretention des Bodens durch regenerative Ackerbaustrategien